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Wie es Rapinoe und Warren in die Schlagzeilen schaffen

Andere, Sa, 14.12.2019, 22:35 | Kurt Ceipek

Altgediente echte Journalisten wenden viel Zeit und Hirnschmalz auf, wenn es darum geht, die Spitzenmeldungen des Tages für ihre Leser herauszufiltern. Die Grundvoraussetzung ist klar: So eine Meldung muss bei möglichst vielen Lesern auf großes Interesse stoßen.

Die viel gelesene Internet-Plattform orf.at ist da manchmal – milde ausgedrückt – „verhaltensoriginell“.

Da wird am Samstag ab dem späten Vormittag als Spitzenmeldung platziert: „Fußballstar Rapinoe unterstützt Warren“. Vielleicht haben manche Sportfans weiter gelesen, weil sie als Fußballstars nur Messi, Ronaldo oder meinetwegen Leute wie Griezman, Haaland oder Sané als ordentliche Sportler anerkennen.

Wer also weiterliest wird belehrt, dass „Fußballstar Rapinoe“ eine amerikanische Kickerin ist, die eine in unseren Breiten ebenso wenig bekannte Senatorin aus Massachusetts namens Elizabeth Warren unterstützt. Letztere ist eine von vielen Kandidaten, die gegen Donald Trump im nächsten Präsidentschaftswahlkampf antreten wollen.

Der Leser beginnt zu rätseln, was einen ORF.at-Schreiberling bewogen haben könnte, so etwas zur Spitzenmeldung hochzustilisieren?

Da gibt es einige Punkte:

Senatorin Warren zählt zur eher linken Fraktion ihrer ohnehin linken demokratischen Partei. So etwas bringt Sympathien im ORF.

Kickerin Rapinoe hat vor geraumer Zeit in einem Interview den Amtssitz Trumps als „beschissenes Weißes Haus“ bezeichnet. Auch solche Sager bringen in der ORF-Redaktion Pluspunkte.

Die Frau ist aber nicht nur eine vehemente Trump-Kritikerin, sondern sie setzt sich auch „für Gleichstellung und LGBT-Rechte ein“, verkündet ORF.at. Es steht zwar nicht dabei, was das für Rechte sind, aber Wikipedia hilft weiter: „LGBT ist eine aus dem englischen Sprachraum kommende Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender, also Lesbisch, Schwul, Bisexuell und Transgender.“

Den meisten ORF-Gebührenzahlern und ORF.at-Lesern dürfte das alles ziemlich wurscht, aber auch nicht sonderlich sympathisch sein, jedoch aus ORF-Sicht hat man sich mit so großen Verdiensten einen Platz in der Auslage auf jeden Fall verdient. Das hat die Österreicher zu interessieren – und damit basta.

Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis der ORF als eine der Spitzenmeldungen bringt, dass in der chinesischen Stadt Chonquing oder irgendwo anders ein Reissack umgefallen ist. Es könnte sich auch um ein Fahrrad handeln.

So etwas könnte dann notwendig werden, wenn es gilt, echt interessante Meldungen zu verstecken. Beispielsweise dass zwei aus Tschetschenien stammende Männer verhaftet wurden, weil sie unter dringendem Verdacht stehen, dass sie in den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen einen Terroranschlag in Wien verüben wollten. Hier lautet der ganz weit hinten versteckte ORF.at-Titel: „Wiener wegen Terrorverdachts in U-Haft“.