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AndereORF 2, Fr, 31.01.2020, 00:43 | Kurt Ceipek

Dass Lou Lorenz-Dittlbacher den Kanzler Sebastian Kurz nicht leiden kann ist ein offenes Geheimnis. Das zeigte sich auch wieder bei einem Kampf-Interview zwischen der „roten Lou“ und dem in ORF-Interviews fast immer zur Hochform auflaufenden türkisen Kanzler.

Im Vorspann zum Interview in der ZiB2 ließ man natürlich nur Kritiker wie den Arbeiterkämmerer Markus Marterbauer zu Wort kommen. Aber selbst der tat sich schwer, angesichts der angekündigten Steuersenkungen für Klein- und Mittelverdiener ein Haar in der Suppe zu finden. Er musste sich darauf beschränken, auf die vorerst noch fehlende Gegenfinanzierung hinzuweisen.

Die kann man von einer Regierung, die erst seit wenigen Tagen im Amt ist nicht ernsthaft erwarten. Diesen Vorwurf, dass sich das alles nicht ausgehen könne, hatte die türkis-blaue Regierung auch schon zu hören bekommen. Mit dem bekannten Ergebnis, dass der Schuldenberg nicht – wie in den rot schwarzen Regierung der letzten Jahrzehnte üblich – weiter kräftig stieg, sondern ein Überschuss erwirtschaftet wurde.

Dass es in Interviews meist sinnvoll ist, den Gesprächspartner durch freundlich formulierte Fragen, eventuell verbunden mir freundlichen Mundwinkeln, aus der Reserve zu locken, dürfte nicht zum Ausbildungsprogramm der Zib2-Interviewerinnen zählen. Was dazu führte, dass Sebastian Kurz zwar stets höflich blieb, aber zunehmend an Freundlichkeit einbüßte. Als Zuseher konnte man ihm das nachfühlen.

Wenn er zu der nervös-aggressiven Frau Dittlbacher sagte: „Ich verstehe ihre Frage nicht“, schien er seinem Gesichtsausdruck nach zu denken: „Wie kann diese Frau nur so depperte Fragen stellen?“ Um dann wohlformuliert – ohne die bei anderen Interviewten üblichen zahllosen „äh“ und „ah“ zu bemühen – sachliche Antworten auf unsachliche Fragen zu geben.

Selbstverständlich kam von Dittlbacher der von der Opposition hartnäckig getrommelte Einwand, dass es der türkis-blauen Regierung nur dank der guten Konjunktur gelungen sei, einen Budgetüberschuss zu erreichen. Kurz konterte: Jahre mit guter Konjunktur habe es in den letzten Jahrzehnten öfter gegeben, aber der Staatsschuldenberg sei trotzdem angeschwollen.

Was die ORF-Frau nicht daran hinderte, weiter hartnäckig auf der Gegenfinanzierung herumzureiten. Um denn gleich zu behaupten, die Steuersenkung werde von der Kalten Progression aufgefressen. Kurz: „Das stimmt einfach nicht.“

Und als die ZiB2-Moderatorin weiter darauf beharrte, dass die Regierungspläne voraussichtlich nicht finanzierbar sein würden, empfahl ihr der junge und wortgewandte Kanzler: „Seien Sie nicht so negativ!“ Was erwartungsgemäß eine vergebliche Aufforderung war.

Als Dittlbacher dann auch noch die Abberufung der Kuratoriumsvorsitzenden einiger Kultureinrichtungen aufwärmte, ätzte der Kanzler: Die Neubesetzung solcher Positionen nach dem Auslaufen der Funktionsperiode sei etwas völlig normales. „Nicht alles, was Sie in der ZiB2 als Irritation darstellen, ist wirklich eine.“ Was er dann in aller Ruhe erläuterte. „Ich versteh die Aufregung nicht. Das war ein ganz normaler zwischen den Regierungsparteien vereinbarter Prozess.“

Es war wieder einmal ein scham- und charmeloses Interview im ORF-Stil. Vielleicht dämmert es Sebastian Kurz nach solchen Verhören irgendwann einmal, dass man den von der Öffentlichkeit üppig zwangsfinanzierten Sender vielleicht doch einer gründlichen Reform unterziehen sollte. Kritik käme dann zwar sicher lautstark und empört, aber nur von links. Eine sehr große Zahl an unzufriedenen ORF-Zahlern würden es ihm danken.