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#doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

oe1Andere, Sa, 02.03.2019, 11:49 | Kurt Ceipek

Schon der Titel des ersten Beitrages im umstrittenen Ö1-Medienmagazin „#doublecheck“ machte klar, was die Zuhörer zu erwarten hatten. „Wenn der Millenial-Kanzler eine Reise tut“. Da wusste jeder Ö1-Hörer sofort: Jetzt wird versucht, eine für Österreichs internationales Ansehen höchst erfolgreiche Reise in ein schiefes Licht zu rücken. Medien, die beeindruckt oder auch nur neutral darüber berichtet haben, wurde unterstellt, sie hätten sich bestechen lassen.

Das berüchtigte Linksaußen-Pärchen der Ö1-Innenpolitikredaktion, Nadja Hahn und Stefan Kappacher, erfüllte diese Erwartungen der Zuhörer punktgenau. Der Zuhörer gab es allerdings sehr wenige. Wer hört am Freitag abend um 19 Uhr schon Ö1? Das sind vorwiegend solche, die gerade im Auto sitzen und halt irgendeinen Sender laufen haben.

Bundeskanzler Sebastian Kurz habe nach seinem Gespräch mit US-Präsident Donald Trump „ernüchtert“ gewirkt, diagnostizierte die mit einem unglaublich überheblichen Tonfall in der Stimme ausgestattete Nadja Hahn. Das mag den linkslinken Ö1-Hörern gefallen, vielen jener Hörer, die ideologisch nicht linksaußen angesiedelt sind, sträubten sich beim Zuhören die Nackenhaare.

Die Berichterstattung über das Ereignis in den heimischen Medien sei „überschäumend“ gewesen, tadelte Ö1. Einen Kritiker, der nicht in einem Nahe- oder Abhängigkeitsverhältnis vom ORF steht, trieben die „#doublechecker“ dann doch auf: Einen Mitarbeiter des Düsseldorfer Handelsblattes namens Hans-Peter Siebenhaar, der erklärte, die österreichischen Medien seien von der Regierung Kurz „domestiziert“ worden und hätten nur deshalb über das insgesamt positive Ereignis positiv berichtet. „Jubelberichterstattung“ nennt man das in „#doublecheck“.

Den ORF-Hörfunk kann er damit nicht gemeint haben, denn der hatte in seiner Hauptnachrichtensendung am Tag nach dem Treffen Trump-Kurz überhaupt nicht über die erste Begegnung eines österreichischen Kanzlers mit dem US-Präsidenten berichtet.

Kritik übt der ORF auch an der Tatsache, dass das Kanzleramt, das natürlich möchte, dass die namhaftesten Journalisten bei so einer Reise dabei sind und darüber berichten, die Reisekosten teilweise übernimmt. Dazu wird ORF-Chefredakteur Hannes Aigelsreiter interviewt, der erzählt, dass der ORF solche Reisen üblicherweise aus dem eigenen Budget finanziere, während weniger reiche Medien sich die Teilnahme an solchen Reisen ohne Unterstützung nicht leisten könnten.

Warum der ORF mit seinem dichten Korrespondentennetz überhaupt Redaktionsmitglieder an solchen Reisen teilnehmen lässt, erschließt sich dem neutralen Beobachter nicht ganz. Die ORF-Redaktion in Washington ist mehr als gut besetzt.

Diese finanzielle Unterstützung der Reisen nennt Ö1 eine „indirekte Presseförderung“, meint damit aber Bestechung. Dass der ORF auf derartige „Förderungen“ nicht angewiesen ist, liegt auf der Hand. Immerhin kassiert der Oppositionsfunk jährlich 640 Millionen Euro Zwangsgebühren von den Österreichern. Da kann man Reisekosten schon einmal aus dem eigenen Budget finanzieren – trotz der zahlreichen Korrespondentenbüros.

Nicht nur medialen Insidern ist völlig klar, dass kaum ein Medium über eine solche Reise „überschäumend“ berichten würde, nur weil es zur Teilnahme eingeladen wird. Vielbeschäftigte Journalisten lassen sich nicht mit (doch recht anstrengenden) Reisen bestechen. Aber „überschäumende“ Berichte sind nur dem ORF erlaubt, wenn es darum geht, roten oder grünen Politikern einen Gefallen zu erweisen oder in Wahlkämpfen zu unterstützen.

Wenn Kanzler Kurz sich auf einer Reise, die viele heimische Medienkonsumenten interessiert, von Journalisten begleiten lässt, wird das vom ORF ätzend kommentiert. Das Gegenteil allerdings auch. Kritisch merkte „#doublecheck“ an, dass Außenministerin Karin Kneissl – sie war selbst einmal eine hervorragende und gut informierte Journalistin – wenig Wert auf Medienbegleiter legt. Sie weiß warum.